Zum 1. Oktober diesen Jahres schließt die Praxis des Allgemeinmediziners Dr. Dirk Botthäuser in Sonnebergs größtem Stadtteil Wolkenrasen. Trotz monatelanger intensiver Suche konnte bisher kein Nachfolger gefunden werden. „Probleme bei der hausärtzlichen Versorgung gibt es in meinem Wahlkreis in mehreren Orten, aber hier ist die Situation gerade besonders akut. Die Hilfegesuche von Bürgerinnen und Bürgern häufen sich, die Sorgen sind groß“, so die Sonneberger Landtagsabgeordnete Beate Meißner(CDU). Nach einem intensiven Gespräch mit Herrn Dr. Botthäuser, wendet sie sich deshalb mit einem Brief direkt an die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner.
Arztpraxen im ländlichen Raum fehlt es an Nachwuchs. Es wird zunehmend schwieriger, ja fast unmöglich eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen – mit negativen Folgen für Patientinnen und Patienten vor allem angesichts einer älter werdenden Bevölkerung. Auch im Landkreis Sonneberg ist das Problem längst angekommen und droht sich in den nächsten Jahren auf Grund der Altersstruktur der niedergelassenen Hausärzte massiv zu verstärken.
„Als Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion für Familien-, Senioren-, Behinderten- und Gleichstellungspolitik sehe ich mich in der Pflicht, gerade auch für diesen Personenkreis die sprichwörtliche Hand in die Wunde zu legen!“ Herr Dr. Botthäuser betreut eine Patientenzahl im 4-stelligen Bereich. Das lässt sich schwer abfangen, zumal er auch Hausarzt zahlreicher behinderter und älterer Menschen war, die auf besondere Hilfe angewiesen sind. „Die Menschen stellen sich viele Fragen: Wer stellt mir mein Nachfolgerezept aus und an wen wende ich mich, wenn es mir nicht gut geht, ich aber noch kein Fall für die Notaufnahme bin. Hinzu kommt, dass Aufnahmeanfragen bei anderen niedergelassenen Ärzten in der Region aufgrund des bereits hohen Patientenaufkommens abgelehnt werden“ umreist Beate Meißner die Probleme vor Ort.
Um junge Mediziner von einer Niederlassung im ländlichen Raum, zu überzeugen wurde 2009 unter der damaligen Gesundheitsministerin Christine Lieberknecht(CDU) gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung die „Stiftung zur Förderung der ambulanten ärztlichen Versorgung im Freistaat Thüringen“ gegründet. „Doch wie soll dieser Anreiz wirken, wenn die Richtlinie zur Niederlassungsförderung im ländlichen Raum nach deren Auslaufen Ende 2022 vom Ministerium immer noch nicht freigegeben wurde. Sieben Monate Stillstand können wir uns angesichts der angespannten Lage nun wirklich nicht leisten“, zeigt sich die Sozialpolitikerin empört.
In ihrem Brief fragt sie daher, wie das Ministerium helfen will, diese enorme Versorgungslücke in der Stadt Sonneberg zu schließen und welche Lösungsansätze es über die genannte Stiftung und die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen gibt. „Natürlich kann keiner Ärzte backen, aber es müssen alle Hebel in Gang gesetzt werden, um den Versorgungsengpass der Patientinnen und Patienten zu überbrücken.“ Bei der Suche nach einem Nachfolger sollte sich auch die Kommunalpolitik einschalten. „Ich werde daher zudem das Gespräch mit Sonnebergs Bürgermeister Dr. Heiko Voigt suchen, um gemeinsam für den Standort zu werben und potentielle Nachfolger zu überzeugen“ so Beate Meißner abschließend.