Lokale Ärzteschaft trifft Politik

Der Ärztemangel auf dem Land ist ein ernsthaftes Problem, welches auch zunehmend den Landkreis Sonneberg betrifft. Die Augen vor der schwierigen aktuellen Situation nicht zu verschließen und in einen konstruktiven Austausch zu gehen, war Anlass für die CDU-Landtagsabgeordnete Beate Meißner und den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Herrn Prof. Dr. Mario Voigt für ein Treffen mit der lokalen Ärzteschaft im südlichen Landkreis Sonneberg. 

Ein offenes Gesprächsangebot der beiden Politiker an die ca. 30 anwesenden Ärzte und Zahnärzte sollte es sein, mit dem Ziel gemeinsam Lösungen auf dem schwierigen Feld der Gesundheitsversorgung zu erarbeiten, aber auch aus Sicht der CDU-Fraktion vorzustellen, was bereits auf den Weg gebracht wurde und was noch getan werden muss. „Wir möchten Betroffene zu Beteiligten machen. Sie sind jeden Tag am Menschen dran, wissen was im Gesundheitssystem funktioniert und was nicht. Letztendlich sitzen wir alle im selben Boot und sollten gemeinsam an einer schnell umsetzbaren Lösungen arbeiten!“, so Prof. Dr. Mario Voigts einleitende Worte. 

Dr. Fred Eichhorn brachte auf den Punkt, welche Sorgen die Ärzteschaft im ambulanten Bereich hat. „Es geht eben nicht nur um Kliniken, sondern auch um die Versorgung der Patienten vor Ort. In meiner Praxis stehen die Menschen Schlange, kein Zustand den sich ein Arzt für sich, seine Patienten und Mitarbeiter wünscht. Die leistungsfeindlichen Regressverfahren der Krankenkassen an uns Ärzte und die Budgetierung müssen endlich aufhören, sie entsprechen nicht mehr der Realität. Projekte wie der sogenannte Gesundheitskiosk schaffen eine unnütze Zwischenebene, die jede Menge Geld kostet und keine Abhilfe schafft. Vielmehr gilt es vorhandene Ressourcen zu nutzen.“ 

Es bedarf daher dringender Änderungen auf Bundesebene. Aber auch auf Landesebene sei ein Umsteuern verschlafen worden, ärgert sich Beate Meißner, die Mitglied im Gesundheitsausschuss in Erfurt ist. „Es hat lange gedauert, bis mehr Studienplätze geschaffen wurden, der Thüringer Krankenhausplan lässt weiter auf sich warten und auch die vom Thüringer Landtag auf Initiative der CDU im Jahr 2020 beschlossene Landarztquote wurde erst 3 Jahre später durch die rot-rot-grüne Landesregierung in einen Gesetzentwurf gegossen. Wir dürfen daher nicht warten, bis die großen Räder gedreht werden, sondern müssen vor Ort zusammenarbeiten, um kurz- und langfristige Lösungen zu schaffen.“ Hier müsse man kreativer werden, denn andere Kommunen seien uns da schon um einiges voraus. So schlug sie beispielsweise vor, in die Schulen des Landkreises zu gehen, um frühzeitig potentielle Medizinstudenten auszumachen, die bereits in der Region verwurzelt sind. Chefarzt Dr. Marcus Thieme regte an, diese dann mit einer finanziellen Unterstützung während des Studiums für eine spätere Niederlassung bzw. Tätigkeit in ihrer Heimat zu gewinnen. Meißner verwies in diesem Zusammenhang auf den aktuell vorliegenden Antrag der CDU-Kreistagsfraktion, ein Stipendienprogramm für den Medizinernachwuchs im Landkreis Sonneberg ähnlich wie im Landkreis Schmalkalden-Meiningen zu erarbeiten.

Angesprochen wurde auch der zunehmende Fachkräftemangel in den Arztpraxen. Die Abwanderung von qualifiziertem Personal an Kliniken, Versicherungen aber auch deren Wechsel in andere nicht so stressige Berufe mache den Medizinern Sorge. Wie Dr. Christian Franke berichtete, komme hinzu, dass die Praxisteams immer wieder zu Unrecht unter Druck geraten: „Wenn die Wartezeiten für Patienten länger werden oder ihre Erwartungen nicht erfüllt werden können, führt das zu Stresssituationen, denen die Arzthelferinnen und –helfer zusätzlich ausgesetzt werden – ohne, dass sie etwas dafür können“. Zusammenfassend lautet der Appell der Ärzte an die Politik: Absenkung des Numerus clausus, Entbudgetierung für alle Fachgruppen, Abschaffung des Quartalbezugs bei Langzeitmedikation, bessere Bezahlung der Leistungen der hochqualifizierten Med. Fachangestellten durch die Kassen, die den Arzt im hohen Maße entlasten. Zudem müsse auch die Situation der Zahnmediziner mehr Beachtung finden.

Beate Meißner und Mario Voigt sprachen den anwesenden Medizinern ihren Dank für die offenen Worte aus und versicherten nicht nur das Interesse an den vorherrschenden Problemen zu haben, sondern auch den Willen, diese gemeinsam zu lösen. „Ich weiß um die zunehmende Arbeitsbelastung der Ärzte und Ihrer Teams, aber die Patienten im Landkreis Sonneberg brauchen Sie. Dafür haben Sie meine vollste Unterstützung – auf kommunaler und landespolitischer Ebene“ bekräftigte die Sonneberger Wahlkreisabgeordnete abschließend.

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