Im Rahmen ihrer regelmäßigen Praktikumstour „Zuhören und Anpacken“ durfte die Landtagsabgeordnete Beate Meißner (CDU) kürzlich den Alltag an der Staatlichen Regelschule „Cuno Hoffmeister“ kennenlernen. Von 7.45 Uhr bis 13.20 Uhr begleitete sie den regulären Unterricht und konnte so einen authentischen Eindruck gewinnen, welche täglichen Herausforderungen es in einer Schule mit 41,2 % Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund aus 16 Nationalitäten gibt. Sie hospitierte in den Fächern Ethik, Sport, Mathematik und Wirtschaft. In Klasse 8 und 9 erläuterte sie im Fach Sozialkunde die Arbeit des Thüringer Landtages und der Abgeordneten. Zwischen den Unterrichtsstunden ergab sich die Möglichkeit für so manches Gespräch mit den engagierten Lehrerinnen und Lehrern. Im Mittelpunkt stand dabei stets die Frage der Bildungsqualität und des Leistungsniveaus der Schüler. Es sei deutlich zu spüren, dass dieses in den vergangenen Jahren kontinuierlich sinke. Die Gründe hierfür seien unterschiedlich. So wurde die Politikerin selbst Zeuge, wie viele Schüler abwesend waren, wie groß Sprachbarrieren sind und sich Schüler der Wissensvermittlung im Unterricht sogar komplett verweigern.
Die Aufgaben für das Lehrpersonal werden immer umfangreicher. Diesen in vollem Umfang gerecht zu werden, ist fast unmöglich. Viele Lehrerinnen und Lehrer in Thüringen wünschten sich beispielsweise sogenannte Vorschaltklassen zur Vermittlung von Deutschkenntnissen ähnlich wie im Freistaat Bayern. „Genau das ist seit Jahren eine Forderung der Thüringer Union. Das ist nicht nur die Voraussetzung, um Fachwissen zu vermitteln, sondern auch dafür, sich im Unterricht beteiligen zu können. Nur so sind Integration und auch Motivation möglich“ ist Beate Meißner überzeugt. Davon könne man im Übrigen nicht reden, wenn es in einer Klasse mehr Schüler mit Migrationshintergrund als deutsche Schülerinnen und Schüler gäbe.
Auch die Frage mangelnder Konsequenzen spielte am Praktikumstag der Abgeordneten immer wieder eine große Rolle. Das freiwillige Zurücktreten in die nächstniedrigere Klassenstufe und damit das Fehlen einer verbindlichen Versetzungsentscheidung führe dazu, dass Schülerinnen und Schüler in Thüringen trotz erheblicher Defizite in Klassenstufen sind, ohne den entsprechenden Wissensstand zu haben. Auch die Nichtangabe von Fehltagen auf Abschlusszeugnissen sei keine Hilfe, um Heranwachsende zur Anwesenheit in der Schule zu motivieren. „Alles in allem stellt sich die Frage, wie ein Schüler einen Realschul- oder Hauptschulabschluss schafft und was ein Unternehmer oder Handwerker bei einer Bewerbung von diesem überhaupt erwarten kann.“ zeigt sich Beate Meißner besorgt. „Auch wenn ich in fast allen Klassenstufen große Leistungsunterschiede innerhalb der Klassenverbände erlebt habe, konnte ich während meiner Ausführungen in ausschließlich interessierte Gesichter schauen. Das stimmt mich hoffnungsvoll“. Die Arbeit der Lehrkräfte erfordere viel Einfühlungsvermögen, aber auch Selbstsicherheit: „Ich habe nach diesem Tag jedenfalls noch mehr Respekt vor der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer, denen leider nicht immer der nötige Respekt entgegengebracht wird. Es gibt erschreckend viel zu tun in der Thüringer Bildungspolitik und die Erfahrungen dieses Praktikumstages werden mir als Landtagsabgeordnete dabei definitiv helfen!“ resümiert die Sonneberger Wahlkreisabgeordnete.